Der 4. Juli 1997 war ein Freitag, der dem heutigen Mittwoch vor allem eines voraus hatte: Das Wetter. Im Gegensatz zu dem trüben Nass, welches hier den ganzen Tag herniederplätschert, war der damalige Tag zwar nicht von strahlendem Sonnenschein geprägt, sondern eher bewölkt, aber ein paar Mal kam die Sonne trotzdem durch. Kurz nach drei verließ ich damals die Buchhandlung Schönhuber in Ingolstadt. In der Einkaufstüte hatte ich eine Packung SuSE Linux 5.0 (ganz normale Reaktion, wenn man vom Atari ST kommt und plötzlich einen DOS/Windows-PC benutzen muß). Ohne historische Verklärung könnte ich ja nun behaupten, daß damit der ganze Schlamassel angefangen hat, aber da ich hier ja in Erinnungen schwelgen will, seien die positiven Dinge erwähnt. Zum Beispiel das tolle Handbuch, mit dem ich nach zwei Tagen in der Lage war, den Kernel neu zu bauen, und zwar mit Sound - “Sie haben sich zur Reinigung des Aufzugs entschlossen!” aus den Boxen zu hören, war ein echtes Erfolgserlebnis. Viel Zeit habe ich damals in die ganze Computerei gesteckt, und viel hätte wohl nicht gefehlt, dann würde ich jetzt mit 30kg Übergewicht, langen fettigen Haaren und schwarzen Klamotten rumrennen (und wer hat’s gerichtet? Genau, die Frauen!). Am wichtigsten ist es mir jedoch, hier die unglaubliche Kontinuität herauszustellen: Ein kurzer Blick auf die Konfigurationsdateien meines Window-Managers FVWM und meines eMail-Programms mutt zeigt folgendes:

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cite@hestia:~$ ls -l .muttrc .fvwm2rc

-rw------- 1 cite cite 7148 Jul 15  1997 .fvwm2rc
-rw------- 1 cite cite 5592 Jul 11  1997 .muttrc

Beide habe ich das letzte Mal offensichtlich Ende Juli 1997 angefasst. Zehn Jahre lang also hat sich nichts großartiges geändert, zehn Jahre lang ließ sich der Rechner immer gleich bedienen. Mittlerweile sitze ich zu Hause zwar so gut wie gar nicht mehr am Computer, aber wenn doch, dann ist er ein Werkzeug, welches ich zehn Jahre lang an mich angepasst habe und das mir mittlerweile besser passt als so mancher Turnschuh - ein Privileg und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Mein besonderer Dank geht an die Herren Reis und Schwinn, die mich damals über einen langen Zeitraum immer wieder mit viel Geduld und Zeit unterstützt haben.

Das zweite Jubiläum ist nur halb so “groß”: Es war Donnerstag, der 4. Juli 2002, als ich mir mein erstes paar Inline-Skates gekauft habe. Und auch, wenn ich jetzt auf meinen eingegipsten Arm blicke, fällt mir dazu trotzdem nur eines ein: Ich bereue keine Sekunde, keinen Sturz, keine Verletzung. Allein die Leute, die ich kennengelernt habe, waren das alles wert.

Heute Abend werde ich übrigens mit einer Gewohnheit brechen: Mit meinen ältesten, abgef*cktesten Klamotten und unrasiert (stilecht halt!) werde ich die Tankstelle aufsuchen und mir ein Bier kaufen - denn heute, heute ist mir irgendwie nach sentimentalem Feiern zu Mute.