Wenn sich im eigenen Bekanntenkreis rumgesprochen hat, dass man “irgendwas mit Computern” arbeitet kann es schon passieren, dass man zu dem ein oder anderen Problem um Rat gefragt wird. Meistens sage ich dann, dass ich mich mit Windows nicht auskenne, dann ist Ruhe.

Neulich wurde allerdings ein etwas ungewöhnlicheres Problem an mich heran getragen: Ein Bekannter meldete sich bei mir und meinte, er könne mit seinem FireTV-Stick nicht mehr ruckelfrei Serien schauen - schon seit mehreren Tagen nicht. Auf seinem Handy würde es funktionieren, ebenso am Laptop und seinem Desktop-PC.

Es war dann wirklich das WiFi, genauer gesagt: Das WiFi von irgendwem in der Nachbarschaft. Der Router, eine FRITZ!Box, war so eingestellt, dass das WiFi im 2.4GHz- wie auch im 5GHz-Frequenzband angeboten wurde. Zudem war eine Einstellung namens “Autokanal” aktiv, welche, sobald keine WLAN-Endgeräte mehr verbunden waren, periodisch auf beiden Bändern nach weniger belegten Kanälen gesucht hat. Eine kurze Übersicht zu den verfügbaren Kanälen hat Wikipedia.

Das 2.4GHz-Band ist nun das ältere und immer noch deutlich stärker verbreitet. Zudem passieren die Signale Wände leichter, weswegen man in Mehrfamilienhäusern durchaus mal >50 verschiedene SSIDs sehen kann. Und tatsächlich war das auch der Grund für die stockende Übertragung: Die Funkzelle war einfach dicht, und obwohl Router und FireTV-Stick im selben Raum standen gingen nicht einmal mehr 4MBit/s an Daten über den Äther. Ich hab leider vergessen einen Screenshot zu machen, aber dafür hat mir mein Bekannter einen von der Auslastung um drei Uhr nachts zukommen lassen:

WLAN 2.4GHz nachts

Man sieht, dass da ganz schön der Bär steppt.

Jetzt hatte ich oben ja erwähnt, dass der Router durchaus auch 5GHz kann - nur hat er da eben auf Chnnnel 100 gesendet. Jetzt ist das so, dass man in Deutschland im 5GHz-Band nur auf den Channels von 36 bis 48 senden darf, es sei denn, man kann Transmitter Power Control und Dynamic Frequency Selection. Sprich, man muss den Channel wechseln wenn man Regenradar bemerkt, und der AP muss den Clients mitteilen, mit welcher Sendeleistung sie funken dürfen. Letzteres sieht dann z.B. auf einem Linux-Client so aus:

1
Apr 08 09:48:52 hygieia kernel: wlp1s0: Limiting TX power to 27 (30 - 3) dBm as advertised by c8:0e:14:bf:1d:dd

Dummerweise kann der FireTV-Stick beides nicht und kann damit nur die ersten vier Kanäle nutzen. Auch das wäre durchaus schon ein Vorteil, anbei ein Screenshot meines bekannten zur abendlichen Prime Time:

WLAN 5GHz Prime Time

Der Grund, warum der FireTV-Stick das nicht kann ist vermutlich, dass vor allem die DFS-Zertifizierung Geld kostet. Aber meiner Meinung nach wäre dieses Geld durchaus gut angelegt: Ein moderner Client sollte das einfach können - es ist wirklich nicht nötig, sich bei den Frequenzen so einzuschränken. Denn wie wir alle von den Mobilfunkanbietern gelernt haben: Auch Frequenzen sind ein knappes Gut!

Bei meinem Bekannten ist übrigens nach einem Stromausfall am Mittwoch wieder relative Ruhe im 2.4GHz-Band eingekehrt. Bleibt zu warten, wie lange das anhält. Danach kann man den Router ja immer noch auf Kanal 36 konfigurieren :-)